Der rasende Roland: Asch bei der Siegerland Classic
„Ich weiß noch gar nicht so recht, welches Auto ich denn mitbringen soll“, schwäbelt Roland Asch aus Ammerbuch ein wenig, als er mal laut drüber nachdenkt, welcher seiner gut zwei Dutzend Oldtimer denn bei der Siegerland Classic ausgeführt werden soll. „Ich könnte den Mustang nehmen, ein Mercedes wäre schön oder ich führe bei sonnigem Wetter meinen 356 aus oder vielleicht doch lieber mein allererstes Meisterschaftsauto, den Porsche 944 Turbo?“, kreisen seine Gedanken um die Fahrzeugwahl. „Der 944er wäre schön, aber ich weiß nicht, ob ich dem noch rechtzeitig ein Vollgutachten und die H-Zulassung verpassen soll“, erzählt er voller Begeisterung über das Auto, dass er vor kurzem zurückgekauft hat und mit dem er im Jahr 1986 seinen ersten von insgesamt vier Porsche-Meistertiteln holte.
Einer der großen im deutschen Motorsport
Über mehr als 30 Jahre ist der Name aus dem deutschen Motorsport nicht wegzudenken. Was in den 70er Jahren mit Slalom und Bergrennen begann, führte zu Meistertiteln und Rennsiegen en masse. In den ersten vier Jahren der Porsche-Markenpokale fuhr er zu drei Meisterschaften, räumte nahezu alles ab. Es war die perfekte Eintrittskarte zum Mercedes-Werksfahrer, wobei er sich als bekennender Schwabe den ersten DTM-Renner 1988 aber selbst gekauft hat. Er wird auf Anhieb Vizemeister und hat den Profi-Vertrag in der Tasche. Bis 1994 bleibt der KFZ-Meister und Besitzer eines Ford-Autohauses in der DTM, startet danach in verschiedenen Tourenwagenserien.
Neben seiner DTM-Karriere war der bekennende Porsche-Fan über Jahre fester Bestandteil des Porsche Carrera Cup. 1991 wird er neben seinem Job als DTM-Fahrer mal noch eben im Vorbeigehen mit riesigem Punktevorsprung und sechs Rennsiegen Meister vor dem Niederdreisbacher Wolfgang Land. „Ich bin mit den Porsche-Markenpokalen im Motorsport groß geworden“, sagt Asch noch heute voller Freude. „Der Elfer vom Typ 964 war ein Traum – der Wagen und ich waren eins.“
Authentisch oder Schwab durch und durch
Der heute 66-jährige Schwabe ist nach wie vor einer der beliebtesten deutschen Motorsportler. Bei Fans – wie zuletzt bei seinem Job als Mercedes-Markenbotschafter bei der Oldtimer-Veranstaltung am Schloß Dyck – kommt er an wie kaum ein Zweiter. Asch ist aufrichtig, geradeheraus, bodenständig und bekennender Schwab. Authentisch würde man ihn heute neudeutsch nennen. „Motorsport ist mein Leben“, sagt der Familienvater aus Ammerbuch, der „vor allem für meine Fans da sein will.“ Das Ablehnen eines Autogramm- oder Fotowunsches käme ihm niemals in den Sinn. „Und deshalb komme ich auch gerne zur Siegerland Classic“, sagt er, als wir am Rande von Schloss Dyck – als er gerade am mächtigen Volant eines Vorkriegs-Mercedes dreht – mit ihm ins Plaudern geraten. „Das Siegerland kenne ich doch immer noch. Könnt ihr euch erinnern, als ich hier früher noch Rundstreckenrennen gefahren bin“, fragt er uns aus, um auch gleich die passende Antwort nachzulegen: „Zweiter bin ich im DTM-Rennen 1985 geworden, auf dem Ford Mustang“, erzählt er, „hinter Klaus Ludwig und vor Volvo-Treter Per Stureson.
Wer soll’s denn werden?
Mit einem Mustang würde er gerne zur Siegerland Classic kommen, alleine schon um den Bogen zum Siegerland Flughafen Rennen vor mehr als 20 Jahren zu schlagen. „Ich mach mir am Wochenende am Strand mal ein paar Gedanken dazu“, lacht er, als er erzählt, dass er gemeinsam mit Sohnemann Sebastian am Wochenende zum ADAC GT Masters nach Zandvoort abdüsen wird. Seinem Sohn wolle er ein wenig über die Schulter schauen, freut er sich vor allem auch darüber, dass die Familientradition Motorsport bei den Aschs hochgehalten wird. Sohn Sebastian ist amtierender Meister des ADAC GT Masters.
Roland Asch heute
Ein Wochenende ohne Motorsport ist für Roland Asch kaum vorstellbar. Denken Gleichaltrige an den Ruhestand, dreht Asch lieber am Lenkrad; aus Spaß allerdings und nicht mehr mit den Gedanken des Profis. An den Wochentagen managt er sein Ford Autohaus in der Nähe von Tübingen. Die knapp bemessene Freizeit verbringen er und sein Sohn vornehmlich rund um ihre beeindruckende Old- und Youngtimer-Sammlung. Neben zahlreichen Ford-Modellen verfügt Roland Asch vor allem über originalgetreue italienische Modelle. Als Krönung der Sammler bauen die Aschs einen Ford-Sierra-Rennwagen aus den Zeiten der DTM und Tourenwagen-Europameisterschaft wieder auf. „Und mit dem werden mein Vater und ich irgendwann beim 500-km-Rennen vor dem 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife angasen“, macht Junior Sebastian deutlich, dass der Herr Papa längst noch nicht im motorsportlichen Ruhestand ist. - bbe